
Abseits des überbordenden moselanischen „Schniposa“-Angebots und exklusiver Sterneküche bietet die Mittelmosel auch gute bis sehr gute gehobene Küche zu angemessenen Preisen in erfreulichem Ambiente. Meine Top-Empfehlungen sind das NEOS in Cochem und das Restaurant Zum Eichamt in Zell. Beide bieten hervorragende Küche und ausgezeichnete Weine, einmal in modernem, einmal in gemütlich-rustikalem Ambiente. Einen Blick gibt’s noch ins Culinarium R 2.0 in Mülheim und in den Brauneberger Hof in Brauneberg.
Ich will ein NEOS in meiner Nachbarschaft!
Raus aus der trubelig, touristischen Altstadtstraße von Cochem rein geht’s ins entspannte NEOS. Das moderne, klare, minimalistische Raumkonzept tut den Augen gut und lässt einen aufatmen. Die warmen Braun- und Goldtöne sorgen für eine angenehme Atmosphäre. Der Service war sehr freundlich, zuvorkommend und ein Muster an Effizienz. Die junge Dame hatte wirklich alles im Griff, ohne gehetzt zu wirken. Gäste, die unangemeldet auftauchten, wurden weggeschickt, so dass Küche und Service die optimale Leistung abrufen konnten – das hat man wirklich nicht überall. Auf der abwechslungsreichen Speisekarte zwischen Flammkuchen und Rinderfilet dürfte jeder fündig werden – und es gibt auch Hauptgerichte ab 10,00 Euro, so dass man auch einmal für kleines Geld sehr gut essen kann.
Auf der beachtlichen offenen Weinkarte fehlen die ganz großen Namen von der Mosel, aber das macht gar nichts. Die Weine wurden sehr gut ausgewählt, die Rieslinge von Clemens und besonders Fuchs waren hervorragend, dazu gibt es mit Thörle und Knewitz sogar einen Abstecher mitten ins Rheinhessische hinein. Besonders schön: Man hat ein „Weingut des Monats“ und damit noch mehr Auswahl an offenen Weinen. Das Spargelsüppchen bekam durch ein Knoblauchöl den perfekten Kick, das Risotto hätte nicht cremiger sein können, ebenso das Kartoffelmousseline. Das Rinderfilet und besonders die Soße! Waren eine Klasse für sich. Timing, Garpunkt – alles perfekt. Im NEOS in Cochem stimmt einfach alles.
Spargelcremesuppe (6,00 €)
Spargelrisotto mit Pestoschaum (10,00 €)
Eifler Rinderfilet, Kartoffelmousseline, Rotweinzwiebeln, grüner Spargel, Erdbeerjus (32,00 €)
Weingut Clemens Riesling „S“ 2017 0,2l (6,20 €)
Weingut Fuchs Riesling Pommener Sonnenuhr 2017 0,2l (6,30 €)
Weingut Knewitz, Sauvignon Blanc 2018 0,2l (6,10 €)
Unbedingt ausprobieren: „Zum Eichamt“ in Zell
Das „Eichamt“ ist in einem wunderschönen historischen Fachwerkhaus in Zell-Merl untergebracht, urig und gemütlich. Um es gleich vorweg zu sagen: Hier wird sich unter Wert verkauft. Bei meinem Besuch haben lediglich Kleinigkeiten nicht gestimmt, die aber verschmerzbar waren. Speisen, Service, Timing, Weinauswahl waren top. Allein das Ragout fin vom Kaninchen war so fein, dass man sich fast geschämt hat, nur 7 Euro dafür zu zahlen. Von Albert Kallfelz habe ich einen schönen Riesling getrunken, leider habe ich die Weinkarte nicht fotografiert und kann nicht mehr sagen, welcher es genau war. Sehr ärgerlich!






Ragout fin vom Kaninchen und Suppenhuhn mit Spargel, Käse überbacken und Kartoffelchips (7,00 €)
Gebratene Perlhuhnbrust mit Tomaten-Paprika Salsa und Spargel-Safran-Risotto (19,00 €)
Geschmorter Lammkeulenbraten mit Mais Rahmsauce, gegrillter Fleischtomate und Röstkartoffeln (18,00 €)
Mittelmaß im Culinarium 2.0 R

Das Culinarium im Weinromantikhotel in Mülheim macht richtig viel her. Das Gebäude ist verwinkelt, es gibt verschiedene Restaurant-Bereiche, die unterschiedlich – aber immer geschmackvoll – eingerichtet sind. Es macht Spaß, hier eine Weile zu sitzen und sich verwöhnen zu lassen. Allerdings, das mit dem „Verwöhnen“, hat an dem Abend zumindest nicht zu 100% geklappt. Das Amuse Gueule ( 3 Brotsorten, Salzblütenbutter, feiner Eiersalat, Kasseler und ein Blauschimmelkäseschaum zum Hineinknien) hatte die Erwartungen, die dann nicht ganz erfüllt werden konnten, noch etwas nach oben geschraubt. Mein Vorspeisensalat war einerseits mit einem süßen Himbeerdressing, andererseits mit einem sehr sauren Essigdressing aus der Balance geraten. Da hat sich nichts ergänzt oder einen schönen Kontrast gebildet, es hat einfach nicht gepasst. Wie lange die Reifezeit des Simmentaler Rinds war, habe ich nicht gefragt. Einen Dry Aged- Charakter konnte ich nicht ausmachen und die Böhnchen waren komplett versalzen. Das darf so nicht passieren. Mein Hinweis auf diesen Mangel wurde vom Service lächelnd mit „So schlimm war es doch sicher nicht“ weggewischt. Schade. Letztlich kann ich diese Erfahrung dann eigentlich auch nicht mehr mit „Mittelmaß“ bewerten. Der Zitronencrunch am Seeteufel irritierte etwas, aber am Tafelsspitz und den Weinen wiederum gab es nichts auszusetzen. Der Grauburgunder Barrique von Junk ist ein echtes Statement, nicht unbedingt ein Essensbegleiter (auch wenn zwischen den Gängen fleißig genippt wurde), aber sicher etwas für den Genuss danach.
Marinierte Tranchen vom Kalbstafelspitz „Sous Vide“ Gefülltes Senf-Ei, Radieschen & Wildkräutersalat (13,90 €)
Richtershof Salat Bunte Blatt- & Rohkostsalate der Saison mit Cranberries, Walnüssen, Sonnen- & Kürbiskernen, Hirtenkäse sowie fruchtigem Himbeerdressing Vorspeise (8,90 €)
Steak vom Simmentaler Dry Aged Rinderrücken ca. 250g roh, mit Fettrand gebraten, Breite Bohnen & Kartoffelgratin ( 33,90 €)
Medaillon vom französischen Seeteufel unter Zitronen-Crunch Erbsenschaum, süß-saure Karotten & Sonnenweizen (29,90 €)
Weingut Klaus Junk, Leiwen, Grauburgunder Auslese Barrique 2011, 0,2l (12,70 €)
Weingut Schloss Lieser „SL“ Riesling Spätlese trocken 2016, 0,2l (11,60 €)
Weingut Schloss Thorn, Remich Pinot Blanc Spätlese trocken 2016, 0,2l (12,70 €)
Der Brauneberger Hof
Den Brauneberger Hof in Brauneberg möchte ich noch kurz erwähnen. Er dürfte auch eine empfehlenswerte Adresse sein, wir hatten hier nur einen Fehler mit dem Hauptgang gemacht. Das Hotelrestaurant hat mehrere Gasträume und einen Außenbereich, der mit etwas Grün von der Straße abgetrennt ist. Alles adrett hier und freundliches Personal, die Speisen kamen flott und waren von guter Qualität. Lediglich mein Rindercarpaccio war eisekalt und die Gnocchi zu süß. Ich hatte mit einem Hauch Honig gerechnet, doch leider hatte das Gericht für mich eher einen Nachspeisencharakter und war so für mich schwer verzehrbar. Spaß hat mir der hauseigene Wein gemacht, der Veldenzer Kirchberg Riesling, auch wenn er nur wenig Abgang hatte.
Carpaccio vom Hunsrück-Rind Parmesanspänen und hausgemachtem Trüffel-Kräuteröl (10,90 €)
Carpaccio von warmgeräucherter Ochsenbrust (Beef Brisket) mit Avocado-Tomatensalsa mariniert auf Mangoldsprossen (11,90 €)
Römische Ziegenkäse-Gnocchi (vom Vulkanhof) an gebratenem Frühlingsgemüse mit Honig und Szechuan-Pfeffer (14,50 €)
Weingut Conrad, Veldenzer Kirchberg Riesling 2016 trocken 0,1l (3,90 €)
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