Kathrin Puff im Weinberg, Foto Sven Moschitz

Winzer sein bedeutet, dem Wandel unterworfen zu sein und ihn selbst einzuleiten. Bei Änderungen im Klima und in der Wasserversorgung heißt es, klug zu reagieren, um das Beste aus dem Weinberg herauszuholen. Kathrin Puff ist seit 2018 Kellermeisterin bei den Hessischen Staatsweingütern Kloster Eberbach und mitverantwortlich für einige Neuerungen im Rheingauer Traditionsweingut. So hat es auch im Bereich der Domäne Bergstraße Umstrukturierungen gegeben. Eine betrifft das Heppenheimer Centgericht: Der Riesling Erste Lage wurde eingestellt, der wird zum Ortswein mutieren. Dafür gibt es erstmals einen Weißburgunder Erste Lage aus dem Centgericht.

„Bisher hatten wir einen Weißburgunder Erste Lage aus dem Schönberger Herrnwingert“, sagt Puff. „Wir haben in den letzten Jahren im Team immer wieder probiert und gegeneinandergestellt und sind zum Ergebnis gekommen, dass das Centgericht jetzt den spannenderen Weißburgunder hervorbringt“, sagt sie. Vom Centgericht, das im Alleinbesitz des Weinguts ist, gibt es schon einen erstklassigen Grauburgunder, nun ist auch der Weißburgunder so weit. „Die jüngeren Weißburgunderreben sind jetzt sieben Jahre alt und bringen den Charakter, den wir suchen. Der Wein hat mehr Körper, mehr Struktur und eine schöne Aromatik, bleibt dabei aber leichtfüßig“, begeistert sich die Weinexpertin.

Für Puff waren die letzten drei Jahre mit ihrer Trockenheit besonders, gerade auch im Centgericht, das generell eine trockene, sehr warme Lage ist. „Die Reben sind vom Odenwald gegen Ostwinde geschützt, der Boden ist tiefgründiger Löss-Lehmboden, der extraktreiche Weine hervorbringt“, erklärt sie. Das Centgericht umfasst insgesamt 16 Hektar, auf fünf Hektar steht der Weißburgunder. Durch die warme Lage werden die Trauben dort schon Anfang bis Mitte September reif. „Wir haben dort eine wunderbare Sonnenlage und sehr gute Mostgewichte“, so Puff weiter. Den Herrnwingert will sie aber nicht schlechtreden. Er sei immer noch eine sehr schöne Lage, hätte jedoch ein völlig anderes Klima als das Centgericht. Durch die Position direkt am Waldrand sei es an dieser Stelle noch eher etwas feucht. Jetzt stecken die Trauben Herrnwingert-Trauben erst einmal im normalen Gutswein, bis entschieden wird, wie es weitergeht. „Ich kann mir einen Ortswein vorstellen oder eine Verwendung als Grundwein für einen qualitativ hochwertigen Sekt“, sagt Puff.

Für den Weißburgunder vom Centgericht ist die Reise aber klar. Er liegt jetzt noch in 1200- und 2400-Liter Holzfässern auf der Hefe, soll Mitte März oder ab April abgefüllt und ab dem 1. Mai verkauft werden. Die Vermarktung für die Neuheit gestaltet sich coronabedingt natürlich schwieriger und ist noch unklar. „Vielleicht gibt es Probefläschchen für wichtige Kunden und eine Online-Verkostung für alle Interessierten“, mutmaßt Puff.

Redaktionell verändert veröffentlicht am 19.02.21 im Darmstädter Echo