Das prächtige Füllhorn (Copyright: Barbara Guthy)

Passieren wird es diese Woche: Das LandArt-Kunstwerk „Füllhorn“ wird geschreddert. Zwei Jahre lang durfte es im 13Reben-Weinberg des Winzers Dieter König am Dossenheimer Ölberg zeigen, dass Kunst und Natur eine Einheit bilden können.

Dieter König verbindet Kunst, Natur und das Weinmachen auf vielfältige Weise. Davon habe ich bereits mehrfach berichtet. Kunst direkt im Weinberg, gefertigt aus natürlichen Materialien, direkt aus dem Weinberg gewonnen, das war das „Füllhorn“. Die Skulptur aus Rebschnitt wurde von den Heidelberger Künstlerinnen Barbara Guthy und Soana Schüler, die gemeinsam unter dem Label „LandArt“ arbeiten, in Königs Weinberg erschaffen. Das Kunstwerk war ein optischer Reiz in der Natur, etwas Unerwartetes und Schönes, das auch zum Nachdenken anregen sollte.

Die Natur nimmt sich, was ihr gehört (Copyright: Dieter König)

Für die Künstlerinnen und König symbolisierte das Kunstwerk den Prozess von Werden, von Fülle und Vergänglichkeit: Der Rebschnitt als Abfallprodukt im Weinberg, wird durch den „Umweg“ der Kunst wieder seiner Bestimmung in der Natur zugeführt. Nun soll der gehäckselte Rebschnitt den Boden mit Nährstoffen anreichern – und somit wieder dem Weinberg zugute kommen.

„Nachhaltiger geht nicht!“, sagen Guthy und Schüler zur Wiederverwertbarkeit ihrer Kunst. Das Kunstwerk, ein geflochtenes Gespinst aus Rebabschnitten, trotzte zwei Jahre lang Wind und Wetter – und wurde langsam vom lebendigen Grün im Weinberg überwuchert. „Eine erlebbare Form, der Natur beim Wachsen zuzuschauen. Wenn im Weinberg Gras wächst, fällt das niemandem wirklich auf. Es ist das Erwartbare. Wenn ein Kunstwerk zuwuchert, sehen wir die Kräfte deutlich am Werk,“ so die Künstlerinnen.

Ein Ort zum Innehalten

Ein generelles Anliegen der Heidelberger Künstlerinnen ist es, mit dem Naturraum Weinberg einerseits und dem vielfach auch touristisch genutzten idyllischen Landschaftsraum andererseits in einen zeitlich begrenzten Dialog zu treten. Man darf annehmen, dass die Skulptur die vielen SpaziergängerInnen an dem wunderschönen Ort zum Innehalten bewegt hat.

Dieter König (im Bild nebenan) wird nun in seinem Weinberg selbst Hand an das Kunstwerk legen: „Die Skulptur liegt oberhalb meines Chardonnays. Der Rebschnitt wird aus dem Weinberg getragen und dann am Wegesrand mit einem großen Häcksler zerkleinert. Den entstandenen Mulch verteile ich dann wieder oberflächig im Weinberg. Das ist mühsame Handarbeit, geht aber generell in meinen Steillagen nicht anders“.

Kleine Kunstwerke in der Natur genießen

Barbara Guthy und Soana Schüler hatten schon zum 1. Blütenwegfest 2016 ein Mäander aus Rebschnitt kreiert und planen auch im Zusammenhang des nächsten Blütenwegfestes wieder im Weinberg aktiv zu werden. Wann das wieder möglich sein wird, ist umständehalber nicht vorauszusehen: Auch das Blütenwegfest in diesem Jahr wurde schon abgesagt. Bis dahin werden kleine Kunstaktionen wie z.B. eine Außengalerie an einer Weinberghütte des Mikroweinguts 13Reben zum Verweilen und Sinnieren einladen.

Muscaris: Neue Rebsorte bei 13Reben

Im Weingut 13Reben hat sich übrigens einiges getan: Direkt vor Corona konnte Dieter König seine Weinprobierstube, die selbstverständlich mit Kunstwerken bestückt ist, fertigstellen. Man kann RebpatIn werden und dann kommt neben dem Johanniter jetzt noch eine zweite PIWI-Rebsorte in den Ertrag: Muscaris. Ob als Cuvéepartner oder sogar als Beerenauslese, das ist noch offen. Aber für gelungene Experimente ist das 13Reben-Weingut ja bekannt.

Die neue Probierstube muss noch etwas länger auf Besucher warten (Copyright: Dieter König)