Weinflasche des Weinguts Edling, Foto Weingut Edling

Wein und Kunst sind schon seit langem eine innige Verbindung eingegangen, die besonders in der Etikettengestaltung ihren Niederschlag findet. In Deutschland nimmt das Pfälzer Weingut Geheimer Rat Dr. von Bassermann-Jordan eine besondere Stellung ein. In der Familie haben Kunsthistoriker und Kunstmäzene ihre Spuren hinterlassen, damit lag es nahe, Wein, Kunst und Historie zusammenzubringen: Das  Jugendstil-Etikett des Schweizer Künstlers Alois Balmer aus dem Jahr 1905 zeigt den römischen Kaisers Probus, der seinen Legionen den Weinbau genehmigt haben soll  – was folglich auch zum verstärkten Weinanbau in der Pfalz führte. Im Rheingau wählen beispielsweise das Weingut Spreitzer für seinen Charta-Riesling und das Weingut Georg Breuer für den Berg Schlossberg-Riesling jährlich wechselnde Künstleretiketten aus.

Die Künstleretiketten des Weinguts Edling 

Weinflasche des Weinguts Edling, Foto Weingut EdlingDas Weingut Edling aus Roßdorf in der Region Hessische Bergstraße geht seinen ganz eigenen Weg. „Wir wollten Etiketten, die so individuell wie die Weine selbst sind, für jeden Wein ein eigenes Etikett“, erklärt Lisa Edling, die in Sachen Gestaltung im Weingut das Heft in der Hand hält. „Gestartet sind wir mit dem Frühburgunder, den wir 1999/2000 zum ersten Mal im Ertrag hatten. Für ihn haben wir bei dem ortsansässigen Künstler Esteban Fekete ein Motiv ausgewählt, später kamen noch mehrere von ihm dazu.“ Das Motiv des weiblichen Akts fällt aus den anderen Motiven heraus und sorgt auch heute noch für Gesprächsstoff: „Die Leute wollen wissen, wer das auf dem Etikett ist oder ob ich Modell gestanden habe“, lacht die Winzerin. Ein nicht kalkulierter Zusatzeffekt ist der Wiedererkennungswert. „Darauf hatten wir es ursprünglich ja gar nicht angelegt, aber viele Menschen erinnern sich an das Etikett und wissen dadurch, welchen unserer Weine sie besonders mögen.“

Wein & Design – „Es muss passen“

Weinflasche des Weinguts Edling, Foto Weingut Edling

Die Edlings arbeiten hauptsächlich mit lokalen Künstlerinnen und Künstlern zusammen, eine Akzentuierung der Regionalität, die auch beim Wein selbst mit dem Thema Terroir eine wichtige Rolle spielt. Motiv, Farbe und Stilistik des Etiketts sollten zum Wein passen. Der Grüne Silvaner beispielsweise, mit seinem hellgrünen Etikett, auf dem ein Bass auf einem Fahrrad zu sehen ist, betont farblich die Leichtigkeit und Fruchtigkeit des Weines, das Instrument verweist einerseits auf fröhliches Musizieren, andererseits auf den Silvaner als alte Rebsorte. „Wir suchen die Motive, die auch abstrakt sein können, in den Ateliers aus oder lassen auch eigens ein Werk anfertigen. Auf Wunsch unserer Kunden haben wir auch zwei Motive mit Stadtansichten von Roßdorf – die werden besonders gerne verschenkt“, erklärt Lisa Edling. Ihr persönliches Lieblingsetikett sei übrigens gerade das vom Spätburgunder pur mit einem Motiv von Monika Schodlok aus Groß-Umstadt. „Die warmen Rottöne passen wunderbar und die tanzenden Menschen sind ein Ausdruck von Geselligkeit, der zum Weingenuss unbedingt dazugehört“.

Redaktionell verändert veröffentlicht am 22.09.2018 im Darmstädter Echo in der Rubrik „Südhessen genießen – Weinschmecker“.