Sujetbild Federweißer, Quelle tegrafik - Pixabay
Federweißer ist nicht gleich Federweißer

September und Oktober sind die klassischen Monate, in denen es richtig blubbert im Fass und in den Weinflaschen, denn dann ist Federweißer-Zeit. Für Patrick Staub, den Geschäftsführer der Bergsträßer Winzergenossenschaft, gehört Federweißer als Fixpunkt ins Jahr wie Advent und Lebkuchen. Auch die Menschen in der Region freuten sich über das prickelnde Erlebnis im Herbst, besonders wenn die Temperaturen nicht so hoch sind, erzählt er.

Los geht es mit dem Federweißen bei der Winzergenossenschaft immer ab Mitte September mit frühreifen weißen Sorten, später kommt dann auch der Rote Rauscher dazu. „Unser Federweißer ist immer ein aktueller Mix aus Rebsorten mit dem Akzent auf Frische.  Müller-Thurgau oder auch weniger bekannte Rebsorten wie Reichensteiner werden zusammen angegoren, irgendwann wird auch ein Riesling zum Federweißen. Speziell für unseren Federweißen-Abend stellen wir auch einen Rosé her“, erklärt Staub. Dabei sind die Trauben für den Federweißen immer Kelter- und keine Tafeltrauben. Jeder Federweißer könnte also auch ein Qualitätswein werden, allerdings wird man Trauben aus speziellen Lagen nicht verwenden. „Die Charakteristik des späteren Weins ist im Federweißen nicht erkennbar, da macht es keinen Sinn, wertvollere Trauben zu verwenden“, so Staub – und denkt dabei gleich an seinen Solaris. Den bauen die Bergsträßer Winzer nämlich als Auslese aus, doch anderweitig wird die besonders frühreife Sorte extra für Federweißen angebaut, der dann schon Ende August in den Handel kommt.

Der trinkfertige Federweißer der Bergsträßer Winzer ist keine Selbstverständlichkeit

Auf die Frage, wie lange man denn einen Federweißen aufbewahren kann, bei Zimmertemperatur oder im Kühlschrank,  schüttelt Staub den Kopf: „ Das kommt darauf an, welchen Temperaturen der Federweißer ausgesetzt wird. Schon eine kurze Fahrt im beheizten Auto kann für den jungen Wein einen kräftigen Gärungsschub bedeuten und den Alkoholgehalt immens erhöhen.“ Dabei kommt Staub auch auf die Philosophie der Bergsträßer Winzer zu sprechen, die da heißt: Wir verkaufen tagesaktuell ein frisches, trinkfertiges Produkt. „Andere Betriebe füllen Saft ab und lassen die Kunden mit der Gärung allein. Wir verkaufen unseren Federweißen schon so angegoren, aber noch süß, dass er innerhalb von zwei Tagen getrunken werden kann“, so Staub.

Den Federweißen von den Bergsträßer Winzern gibt es noch bis zum 19. Oktober bei verschiedenen Händlern und direkt an der Verkaufsstelle am Holzfass vor dem Viniversum in Heppenheim. Dort wird er für drei Euro frisch gezapft. Es ist auch erlaubt, eigene Flaschen oder lebensmittelgeeignete Kanister mit Eichmaß mitzubringen, doch Patrick Staub rät: „Um ein größeres Malheur beim Transport zu vermeiden, sollte man dringend einen durchlässigen Verschluss wählen und darauf achten, dass die Flaschen nicht umfallen können. Sonst hat man länger vom Federweißen als einem lieb ist.“

Redaktionell bearbeitet veröffentlicht am 10.10.2019 im Darmstädter Echo – Rubrik Südhessen genießen, Weinschmecker