„Par-Terre“ in Landau: dem Wein einen Rahmen geben
Die Präsentation wird für den Verkauf von Wein immer wichtiger. Gerade in der Direktvermarktung setzen Winzer und Winzergenossenschaften verstärkt auf Vinotheken, die für sich selbst genommen schon ein Ereignis sind. Kofferraum auf, Weinkisten rein, Händeschütteln – das war einmal. Für die Landesgartenschau 2015 in Landau brauchten die Winzer der Südlichen Weinstraße aber ein echtes Ereignis, um ihre Weine angemessen in Szene zu setzen. Der Ort war früh festgelegt: Das denkmalgeschützte Gebäude 041 aus der Kaiserzeit, zuletzt militärisch als Artilleriekaserne der Franzosen genutzt, sollte einen modernen Touch bekommen.
Dass es weit mehr als nur das wurde, dafür zeichneten die Macher des Projekts, der Banker Christoph Ochs und der Architekt Peter Sebastian, verantwortlich. Die kamen nämlich auf die Idee, den Berliner Modemacher Michael Michalsky zu involvieren. Der wollte aber mehr als nur beratend tätig sein und machte dann gleich alles selbst: vom Fußboden über die Möbel bis zum Briefkopf. Das Ergebnis war eine moderne „Kunstgalerie“ für Wein; ein offenes, freundliches Konzept, große Panoramafenster, warme Farben in Kombination mit Industriechic und ganz viel Platz.
Form und Funktion als Einheit
Die Weine selbst sind in beleuchteten, in die Wand eingelassenen Vitrinen ausgestellt und wie Gemälde eingerahmt. Die einhellige Meinung von allen Beteiligten: „Weine sind wie Kunstwerke und wir präsentieren sie jetzt auch so.“ Schon beim Eintreten in den Raum erfasst das Auge sofort das, was hier die Hauptsache ist, den Wein, an dem man wie an Gemälden vorbeischlendert und etwas Abstand lässt. Funktionalität und Design stehen gleichberechtigt nebeneinander, oder besser: werden zu einer Einheit. Die besonderen Tropfen werden im „Pantheon“ präsentiert. In dem goldschimmernden gewölbeartigen Raum wirken die Einzelflaschen fast wie sakrale Gegenstände.
Vielfältige Bezüge zu Land und Leuten
Auf die französische Vergangenheit des Gebäudes und ganz klar die Erde, die als Teil des Terroir ganz maßgeblich am Geschmack des Weines beteiligt ist, bezieht sich der Name der Vinothek „Par-Terre“. Aber es gibt noch mehr Bezüge zu Land und Leuten im Par-Terre zu entdecken: Da sind einmal die alten, gerahmten Schwarz-Weiß-Fotografien mit Szenen aus den Weinbergen rund um Landau und eine ganz unregelmäßig gearbeitete Steinwand. Hier hat Michalsky die Weinberge ganz konkret ins Gebäude geholt, denn die Steine stammen aus den Lieblingsweinbergen der ausstellenden Winzer. Die 55 Winzer, die auch Anteilseigner der Vinothek sind, sind mit Ornamenten aus originalen Weinfassdeckeln auf dem Eichenholzparkett des Bodens verewigt.
Ganz viel Historie und Moderne vereint diese besondere Vinothek also, die für die Winzer der Südlichen Weinstraße definitiv auch eine gelungene Investition in die eigene Zukunft geworden ist. Vielleicht hat das aber auch mit dem Herzstück der Vinothek zu tun, der Skulptur des Heiligen Urban, dem Schutzpatron der Weinstöcke und Winzer.
Redaktionell bearbeitet veröffentlicht im Darmstädter Echo am 27.01.2018 in der Rubrik „Südhessen genießen – Weinschmecker“
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